Neu auf CD: Indicas Musik passt perfekt zu "Twilight"-Filmen - WELT (2024)

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Indica: A Way Away (Nuclear Blast)

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Der sonderbaren Welt der „Biss“-Bücher und „Twilight“-Filme fehlte es bislang an einem passenden Soundtrack. Herkömmliche Popsongs konnten keine endgültige Lösung sein. Hatten die Finnen nichts? Sie haben: Aus dem Land der unbegrenzten Seltsamkeiten stammt die Mädchenband Indica. Ein Quintett in Rüschenkleidern, mit dramatischen Frisuren und betrübt umschminkten Augen.

Jonsu und Heini lernten sich in einem Jugendstreichorchester kennen. Sirkku kann Klavier und Klarinette. Aber irgendwie kann Hausmusik nicht alles gewesen sein. Zu windschiefem Gegeige sehnen sie sich nach der Finsternis. Sie schwärmen für die Kinder des Frostes.

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Das CD-Booklet zeigt rostige Schlüssel und verwitterte Madonnen. Die Musik heißt „Mystic Romantic Pop-Rock“. Und wer nicht im „Twilight“ wohnt und auf den „Biss“ wartet, fragt sich nur, was das alles soll. Einer von fünf Sternen.

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Danzig: Deth Red Sabaoth (AFM)

Von allen Seiten wird das heutige Spezialistentum beklagt. Dass sich im Internet nicht Künstler, sondern Techniker zu schaffen machen. Dass sich Künstler kaum für die Entschlüsselung des Genoms begeistern lassen. Wo sind die Da Vincis? Gibt es keine Renaissance-Persönlichkeiten mehr? Glenn Anzalone aus New Jersey hat zunächst Fotografie studiert. Dann gründete er die Band Misfits und wählte den Künstlernamen Danzig, um auf seine Liebe zur Kultur Europas hinzuweisen.

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Danzig, seine gleichnamige Band, besteht noch heute. Neben der Musik zeichnet er Sexcomics. Einen gefallenen Engel spielte er im Film „Die Prophezeiung“. In den Kampfkünsten Jeet Kuno Do sowie Muay Thai ist Danzig so bewandert, dass er bereits in den Stand des Lehrmeisters erhoben wurde. Da blieb zuletzt wenig Zeit für die Musik. Sechs Jahre lang musste man sich gedulden, bis Glenn Danzig nun, mit 55, „Deth Red Sabaoth“ vorlegt. Es hat sich allerdings gelohnt: Dass er die meisten Instrumente eigenhändig spielt, versteht sich schon von selbst. Sein Bariton beunruhigt einmal mehr zutiefst. Vor allem im Song „On A Wicked Night“: Das Stück beginnt als unheilvolles Countrylied, dann schmoren die Verstärker durch, und man versteht kein Wort mehr.

Aber man begreift, was Johnny Cash zu Lebzeiten daran gereizt hat, Danzigs „Thirteen“ in sein Repertoire zu integrieren. Es ist immer Blues, der unterwegs kaputt geht. Auch die Urne, in der man die Sonderedition des Albums kaufen kann, samt Anstecker und Zertifikat, hat Danzig wieder selbst entworfen. Er ist nicht nur Musiker, er ist ein Spezialist für alles. Vier von fünf Sternen.

Kele: The Boxer (Wichita)

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Jeder Gitarrist sollte seiner Gitarre hin und wieder eine Pause gönnen. Kele Okereke, sonst bei Bloc Party als Gitarrist und Sänger, zeigt sich jetzt auf Fotos, wie er einen Sampler liebevoll umarmt. Ein Pult des Herstellers Akai, er wiegt es wie ein Kleinkind. Kele trennt sich auch vorübergehend von seinem Familiennamen. Bloc Party wirkten zuletzt, wie man im Fußball sagen würde, überspielt. Im Weekend, einem Berlin-Mitte-Club, war Keles neu gewonnene Freude kürzlich zu bestaunen. Er drückte begeistert Knöpfe, sang dazu und stürzte sich kopfüber in die überraschte Menge. Die Mu-sik hätte man früher Two Step, Garage oder House genannt. Von Kele wird heute das Afrikanische heraus gearbeitet. Seine Gitarre hätte dabei nur gestört. Drei von fünf Sternen.

Macy Gray: The Sellout (Concord)

Alles muss raus, der Titel, ist wahrscheinlich ein Sarkasmus. Wer sich missverstanden fühlt, sich selbst bemitleidet und sich beweisen möchte, sollte allerdings auf Ironie verzichten. Ironie kann weh tun, wenn sie auf die eigenen Füße fällt. Drei Jahre lang war Macy Gray verschwunden. Wie man hört, weil sie sich schlecht behandelt fühlte und nicht zu ihr passende Lieder singen musste. Plötzlich ist sie wieder da.

Sie sagt: „‚The Sellout’ handelt davon, wie ich meine Rettung darin fand, einfach ich selbst zu sein.“ Wie ist sie selbst? Wenn sie nicht redet wie ein Frauenmagazin? Sie lädt sich mittelmäßige Gäste ein wie Bobby Brown und passt sich ihnen an. Sie singt ein Kirmeslied wie „Kissed It“ mit Slash an der Gitarre und zwei weiteren Überlebenden der Guns N’Roses. Macy Gray hat offenbar nichts mehr mit jener Macy Gray zu tun, die 1999 „On How Life Is“ vorlegte und sich seither als ewig neue Billie Holiday beweisen soll. Einer von fünf Sternen.

Crowded House: Intriguer (Universal)

Es ist auch eine große Kunst, in 25 Jahren unermüdlichen Musikschaffens für lediglich zwei Lieder weltberühmt zu sein. „Wheather With You“ ist eine hübsche Anwort auf Crosby, Stills, Nash & Young. „Don’t Dream It’s Over“ wird von jungen Menschen in den Castingshows zerknödelt. Weitere Stücke nehmen Crowded House zwar unverdrossen auf. Aber die hören sich so weg. Neil Finn, der Sohn eines neuseeländischen Buchhalters, schriebt Songs, die wie die Beatles klingen, andere klingen nach Spandau Ballet. Immer weiter. Zwei von fünf Sternen.

The Cure: Disintegration – Deluxe Edition (Polydor)

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Es war wie immer: Eine Plattenfirma fürchtet angesichts der etwas sperrigen Neuaufnahmen ihrer besten Popband deren „kommerziellen Selbstmord“. Anschließend entwickelt sich das Album zum Erfolgsprodukt. „Disintegration“ ist das meistverkaufte Album von The Cure. Das wird es, bei den Aussichten des Tonträgergeschäfts, auch bleiben. Zumal jeder, dem die Gruppe beim Erwachsenwerden half, die Neuauflage haben wollen wird. So hörte sich der Herbst von 1989 eben auch an, wenn man gerade nicht in Prag vor dem Balkon der deutschen Botschaft tanzte oder auf der offenen Mauer ritt. Denn es gab 1989 auch durchwachsene Tage.

Robert Smith hatte die eigene Hochzeitsreise überstanden und nahm zunächst ziellos vor sich hin rumpelnde Instrumentals auf, die sich heute als anrührende Demos auf dem Album wiederfinden. Daraus wurden Klassiker wie „Fascination Street“ und „Lullaby“, „Pictures Of You“ und „Lovesong“.

Klanglandschaften, die man heute noch nicht ohne Regenmantel und Gewehr durchqueren möchte. Bei der „Prayer Tour“ traten sie an drei aufeinander folgenden Abenden in der Londoner Wembley Arena auf. Daraus hat Robert Smith nun eine werktreue Welturaufführung komponiert und die damals gespielten Stücke so sortiert wie auf dem Studioalbum. Ordnung muss sein, auch bei einem geschminkten älteren Herren mit Krähennestfrisur. Als Zugabe singt Robert Smith den Shanty „Pirate Ships“ von Judy Collins zum Harmonium sowie bisher unbekannte Stücke, die „Delirious Night“ und „Noheart“ heißen und damals wahrscheinlich einfach nur vergessen worden waren. Fünf von fünf Sternen.

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Author: Jeremiah Abshire

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